Abführmittel werden auf dem Weg der Selbstmedikation häufig angewendet. Sie müssen in den meisten Fällen von den Patienten selbst bezahlt werden.

Wichtig

Eine Verordnung von Laxanzien zulasten der GKV ist möglich, wenn eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt ist: Behandlung von Erkrankungen im Zusammenhang mit Tumorleiden, Megakolon, Divertikulose, Divertikulitis, Mukoviszidose, neurogene Darmlähmung, vor diagnostischen Eingriffen, bei phosphatbindender Medikation bei chronischer Niereninsuffizienz, Opiat- sowie Opioidtherapie und in der letzten Lebensphase.

Abführmittel haben unterschiedliche Wirkmechanismen:

  • Quellstoffe: Diese milden Abführmittel quellen im Darm auf, indem sie Wasser aufnehmen. Dadurch wird der Darm gedehnt und seine Tätigkeit angeregt. Wichtig ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr, weil der Quellstoff sonst schlimmstenfalls zum Darmverschluss führen kann. Ein bekannter Quellstoff ist sind Flohsamenschalen. Die Wirkung setzt nach 12 bis 24 Stunden ein.
  • Osmotisch wirksam: Diese Verbindungen regen die Darmtätigkeit an, indem sie vermehrt Wasser im Darm zurückhalten. Verwendet werden Salze (z. B. Natriumphosphat), Polyethylenglykole (z. B. Macrogol), verschiedene Zucker (z. B. Lactitol, Lactulose) und Glycerol. Glycerol wird als Zäpfchen angewendet und löst rasch Stuhlgang aus. Natriumphosphat gibt es als Klistier (Stuhlgang schnell ausgelöst) oder als Trinklösung (Stuhlgang nach 12 bis 24 Stunden). Statt Natriumphosphat, das zur Hyperphosphatämie führen kann, kann auch eine Mischung aus Natrium-, Magnesium- und Kaliumsulfat („EZICLEN“) getrunken werden. Lactitol löst Stuhlgang innerhalb weniger Stunden nach der Einnahme aus, Lactulose wirkt erst nach 1 bis 2 Tagen.
  • Hemmung der Resorption von Wasser, Abgabe von Wasser in den Darm: Hierzu gehören Anthrachinone (aus Sennesfrüchten), Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Alle werden oral genommen und wirken nach etwa 6 bis 12 Stunden. Anthrachinone können nach längerem Gerbrauch die Darmschleimhaut dunkel färben.
  • Nur wenn die genannten Laxanzien nicht ausreichen, können der SerotoninantagonistPrucaloprid und der μ-Rezeptorantagonist Methylnaltrexoniumbromid angewendet werden. Letzterer wird subkutan bei einer durch Opioide verursachten Verstopfung gegeben.

Indikationen: Kurzfristig: Zur Darmreinigung vor Darmspiegelung/Röntgen sowie vor operativen Eingriffen, bei schmerzhafter Stuhlentleerung durch Analfissur und bei Verstopfung, die als Nebenwirkung von Arzneimitteln auftritt.

Längerfristig: bei neurologischen Erkrankungen und während der Gabe von Opioiden (vor allem in der Therapie von Tumorschmerzen). Wichtig: Laxanzien werden bereits zu Beginn einer Opioidtherapie verordnet, denn die Verstopfung tritt nach einigen Tagen immer ein und nimmt im Lauf der Behandlung zu.

Nebenwirkungen: Bei längerer Anwendung kann es zum Verlust von Wasser und Elektrolyten (u. a. Kalium) kommen. Dies erhöht z. B. die Toxizität von Digitalis.

Kontraindikationen: Abführmittel dürfen nie angewendet werden, wenn ein mechanisches Passagehindernis, insbesondere ein Ileus (Darmverschluss), Ursache der Verstopfung ist. Auch entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sind eine Kontraindikation. Natriumphosphat nicht bei Niereninsuffizienz anwenden.

Wechselwirkungen: Die Aufnahme oral eingenommener Medikamente kann unterschiedlich stark verringert werden.

Besonderheit: Bei der Anwendung von Laxanzien muss immer auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden.