Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechslung in der Leber und Ausscheidung über die Nieren bestimmen im Wesentlichen die Pharmakokinetik eines Wirkstoffs.

Bei Frühgeborenen und Säuglingen sind einige Enzyme noch nicht oder nur in geringer Aktivität vorhanden. Sie können daher manche Medikamente nicht oder nur sehr langsam abbauen. Kinder von 1 bis 8 Jahren haben dagegen im Vergleich mit Erwachsenen einen beschleunigten Arzneistoffwechsel, weil bei ihnen die Leber einen höheren Anteil am Körpergewicht hat.

Auch Resorption, Verteilung und die Ausscheidung über die Nieren können bei Kindern wesentlich von den Verhältnissen Erwachsener abweichen.

Beachte:

Für einen großen Teil der Medikamente liegen keine oder nur spärliche Erkenntnisse über den Einsatz bei Kindern vor.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!

Bei älteren Menschen ist die Aufnahme von Wirkstoffen im Darm normalerweise nicht beeinträchtigt. Allerdings kann die Magenentleerung verlangsamt sein. Dadurch wird die Resorption verzögert.

Altersbedingte Änderungen gibt es bei der Verteilung von Wirkstoffen im Organismus. So ist das Gesamtkörperwasser im Alter oft vermindert und der Anteil von Fettgewebe erhöht. Plasmaeiweiße sind häufig verringert, sodass weniger Wirkstoff gebunden wird (verminderte Plasmaeiweißbindung).

Der Stoffwechsel ist im Alter generell langsamer. Das gilt auch für die Leber. Ferner ist die Nierenfunktion häufig beeinträchtigt. Dadurch kann sich die Eliminationshalbwertszeit (→ 2.1.5) mancher Wirkstoffe um 50 % und mehr verlängern. So weist Diazepam (→ 14.3) im mittleren Lebensalter eine Eliminationshalbwertszeit von rund 30 Stunden auf, im höheren Alter steigt sie auf bis zu 80 Stunden. Wird die Dosis nicht entsprechend verringert, besteht die Gefahr, dass der Medikamentenspiegel erheblich steigt (= Kumulation, → 2.1.5) und gefährliche Nebenwirkungen (→ 5) auftreten.

Auch bestimmte Erkrankungen haben Einfluss auf die Pharmakokinetik von Arzneistoffen. Wird der Magen-Darm-Trakt schlecht durchblutet (z. B. Stauung im großen Kreislauf bei Herzinsuffizienz [Herzmuskelschwäche]), kann die Resorption und damit die Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen beeinträchtigt sein. Bei Mangel an Plasmaeiweißen, z. B. bei nephrotischem Syndrom oder manchen Lebererkrankungen, ist die Bindung an Plasmaeiweiße verringert. Dadurch steigt der Anteil von ungebundenem (und daher wirksamem) Arzneistoff. Umgekehrt kann bei stärkerem Eiweißverlust über die Nieren die Ausscheidung nierengängiger Medikamente beschleunigt sein, sodass die Dosis erhöht werden muss.

Lebererkrankungen wie die Leberzirrhose gehen mit verlangsamtem Abbau einiger Arzneistoffe einher. Bei Nierenfunktionsstörungen ist die Ausscheidung vieler Wirkstoffe über die Nieren verringert. Je nachdem, welcher Ausscheidungsweg für einen bestimmten Wirkstoff vorherrscht, muss die Dosierung an die Leber- und/oder die Nierenfunktion angepasst werden.

Wichtig

Die Nierenfunktion lässt sich anhand des Kreatininspiegels (←) oft nur ungenügend beurteilen, denn ältere Menschen haben meist eine verringerte Muskelmasse, sodass weniger Kreatinin gebildet wird. Der Kreatininspiegel kann daher normal sein, obwohl die Nierenfunktion bereits deutlich eingeschränkt ist. Aussagekräftiger ist die Bestimmung der Kreatininclearance (←).

Hinweis

Eine Anpassung der Dosis kann sowohl durch Verändern der pro Einnahme zugeführten Menge als auch durch verkürzte oder verlängerte Einnahmeabstände (z. B. 1-mal täglich statt 2-mal täglich) erfolgen.