Welche Schmerzmittel eingesetzt werden, hängt u. a. von den Mechanismen ab, die dem Schmerzgeschehen beim einzelnen Patienten zugrunde liegen. Man spricht daher von mechanismenbasierter Schmerztherapie. So ist u. a. zu klären, ob es sich um einen akuten oder chronischen Schmerz handelt, ferner ob ein entzündlicher oder ein neuropathischer Schmerz besteht, wo der Schmerz empfunden wird und wie stark er ist.

  • Bei Nozizeptorschmerzen, vor allem bei entzündlich bedingten, sind Nichtopioidanalgetika (→ 10.4) angezeigt.
  • Opioidanalgetika (→ 10.5) sind bei verletzungsbedingten, postoperativen, neuropathischen und tumorbedingten Schmerzen geeignet.
  • Neuropathische Schmerzen sprechen auf trizyklische Antidepressiva (14.1.1) und einige Antiepileptika (nicht in diesem Buch beschrieben) an.

Die WHO hat ein Stufenschema für die Therapie von Tumorschmerzen entwickelt, das heute auch bei anderen Schmerzformen häufig zugrunde gelegt wird (Abb. 10.3.1). Die Wirkstoffe der Stufe I (Nichtopioidanalgetika) werden in 10.4 beschrieben, die schwach und stark wirksamen Opioidanalgetika der Stufen II und III in 10.5.

WHO-Stufenschema
Abbildung 10.3.1: WHO-Stufenschema zur Therapie von Tumorschmerzen. Es wird heute häufig auch für Nichttumorschmerzen angewendet.
Beachte

Beim Übergang von Stufe I auf Stufe II wird ein schwach wirksames Opioid zusätzlich gegeben. Beim Übergang von Stufe II auf Stufe III wird das schwach wirksame Opioid durch ein stark wirksames ersetzt.

Adjuvanzien haben primär keine analgetische Wirkungen, können die Schmerztherapie aber unterstützen und kommen auf jeder Stufe zum Einsatz. Adjuvanzien werden auch als Koanalgetika bezeichnet (→ 10.6).

Ferner gelten zwei wichtige Grundsätze:

  • Schmerzprophylaxe vor Schmerztherapie,
  • Behandlung nach festem Plan statt nach Bedarf.

Das heißt, dass nach Operationen schon vor dem Auftreten von Schmerzen ausreichend Schmerzmittel gegeben werden sollten. Die Behandlung nach festem Plan gilt insbesondere für die Gabe von starken Opioiden gegen Tumorschmerzen. Wird die nächste Dosis eines Opioids gegeben, bevor die Schmerzen erneut eingesetzt haben, bleibt die Kopplung zwischen Medikamentengabe und der ersehnten Schmerlinderung aus, sodass das Risiko einer Suchtentstehung geringer ist.