Eine Infusionsbehandlung dient u. a. dazu:

  • einen Mangel an Volumen auszugleichen (akuter Blutverlust, Schock, Austrocknung wegen zu geringer Trinkmenge),
  • Arzneimittel zuzuführen (häufig: Antibiotika als Kurzinfusion über 20 bis 30 Minuten),
  • den Körper mit Nähstoffen zu versorgen (parenterale Ernährung).

Infusionen erfolgen fast immer in eine Vene (intravenös ←). Ausnahmen sind die intraossäre Infusion bei Säuglingen und Kleinkindern, wenn eine intravenöse Infusion nicht möglich ist. Subkutane Infusionen kommen zur Volumengabe bei meist älteren dehydrierten Patienten zum Einsatz. Auf diese Weise kann etwa 1 Liter pro Tag verabreicht werden, ohne Herz und Nieren wesentlich zu belasten. In der Palliativmedizin nutzt man langsame subkutane Infusionen zur gleichmäßigen Gabe von Schmerzmitteln.

Bei intravenösen Infusionen unterscheidet man, über welche Art Vene der Zugang gelegt wird: über eine periphere (z. B. am Handrücken) oder eine zentrale (Schlüsselbeinvene = Vena subclavia oder Halsvene = Vena jugularis). Der Zugang über eine zentrale Vene wird auch als zentraler Venenkatheter (ZVK) oder zentralvenöser Zugang bezeichnet. Er kann Tage und sogar Wochen verbleiben, sollte aber möglichst ständig genutzt werden.

Wenn über mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre immer wieder Arzneimittel intravenös verabreicht werden müssen, eignet sich ein Portkatheter (Abb. 4.6.1). Er wird unter der Haut fixiert und mündet über einen dünnen Katheter meist in die obere Hohlvene. Der Port hat eine Membran, die sich nach Herausziehen einer Kanüle wieder verschließt. Ein Portkatheter kann über längere Zeit stillgelegt werden. Die Membran hält 1000 und mehr Punktionen aus.

PortkatheterPortkatheter-Stellen
Abbildung 4.6.1: Portkatheter (links) und mögliche Stellen für das Einsetzen (rechts).

Injektionen können (vergleiche Tab. 1.7.1) u. a. intravenös (←), subkutan (←) oder intramuskulär (←) erfolgen. Die subkutane Injektion wird nachfolgend in Abschnitt 4.6.3 beschrieben, die intramuskuläre in Abschnitt 4.6.4. Für die ambulante Versorgung von Patienten in ihrer häuslichen Umgebung sind die subkutane und die intramuskuläre Injektion am wichtigsten.

Allgemeine Regeln für Injektionen
  • Temperatur: Medikamente bzw. Lösungen, die im Kühlschrank gelagert werden, müssen vor der Injektion auf Körpertemperatur erwärmt werden. Die Injektion kalter Lösungen ist schmerzhaft.
  • Hautdesinfektion: Die Einstichstelle muss gründlich mit einer geeigneten Desinfektionslösung desinfiziert werden. Ob diese aufgesprüht oder mit einem Tupfer aufgebracht wird, ist unerheblich. Wichtig ist, dass die vom Hersteller vorgeschriebene Einwirkdauer (z. B. 30 Sekunden) eingehalten wird und man mit der Injektion wartet, bis die Haut komplett trocken ist. Dringt Desinfektionsmittel ins Gewebe ein, kann dies entzündliche Reaktionen hervorrufen und zu Verhärtungen führen.
  • Nach dem Herausziehen der Kanüle: Um einen Bluterguss („blauer Fleck“, Hämatom) an der Injektionsstelle zu vermeiden, sollte man nach dem Ziehen der Kanüle 30 bis 60 Sekunden lang mit einem Tupfer sanft auf die Einstichstelle drücken. Neigt der Patient zu blauen Flecken, sollte die Kompression 2 bis 3 Minuten dauern.
  • Entsorgen der Kanüle: Seit 2014 sind in ärztlichen Praxen Sicherheitskanülen Pflicht. Sie haben eine Kanülenschutzvorrichtung, die nach dem Verwenden der Kanüle über die Nadel zurückgeklappt wird. Sicherheitskanülen verhindern Infektionen durch Nadelstichverletzungen. Besonders riskant ist der Versuch, eine herkömmliche Kanüle in die Schutzkappe zurückzuschieben. Nicht selten trifft man daneben oder durchsticht die Kappe seitlich.
  • Pflaster auf die Einstichstelle? Nach intramuskulären Injektionen sollte man ein kleines Pflaster aufkleben, um die Wäsche vor evtl. austretenden kleinen Blutstropfen zu schützen. Nicht nötig ist dies im Allgemeinen nach subkutanen Injektionen (Heparine, Insuline).
  • Einnahme von Antikoagulanzien: Nimmt der Patient orale Gerinnungshemmer (Vitamin-K-Antagonisten, neue orale Antikoagulanzien, siehe Kapitel 11.4), oder erhält er Heparinspritzen, sollten keine intramuskulären Injektionen erfolgen, weil die Gefahr von Einblutungen in den Muskel besteht.
  • Verdacht auf akuten Herzinfarkt oder akuten Schlaganfall: Auf keinen Fall i.m.-Injektionen verabreichen. Sie machen eine Lysebehandlung unmöglich.