Die Applikationsform (Darreichungsform) wird hauptsächlich davon bestimmt, welcher Applikationsweg (→ 1.7) für ein Arzneimittel vorgesehen ist.

Zu den festen Arzneiformen gehören:

  • Tabletten: gepresstes Pulver; für orale und vaginale Anwendung.
  • Kapseln: harte oder weiche Hülle aus Gelatine um eine feste oder flüssige Wirksubstanz; zum Schlucken, Zerbeißen oder für vaginale Anwendung.
  • Dragees: Tabletten mit Zuckerüberzug und ggf. zusätzlichem Überzug zum Schutz vor der Magensäure; für orale Anwendung.
  • Filmtabletten: Tabletten mit Überzug (z. B. magensaftresistent, Schutz vor unangenehmem Geschmack); für orale Anwendung.
  • Granulat: grob zerkleinerte Teilchen eines festen Wirkstoffs; für orale Anwendung zusammen mit Flüssigkeit.
  • Puder/Pulver: feine Teilchen eines festen Wirkstoffs; zur Anwendung auf der Haut oder zum Schlucken mit Flüssigkeit.

Halbfeste Darreichungsformen sind:

  • Bukkaltabletten: halbfeste Tabletten zum Aufbringen auf die Wangenschleimhaut; vor allem in der rasch wirksamen Behandlung von Durchbruchschmerzen bei Tumorpatienten verwendet.
  • Suppositorien (Zäpfchen): fester Wirkstoff, meist in Fettgrundlage; für die Anwendung im Dickdarm, in der Scheide oder (selten) Gebärmutter.
  • Paste: nicht mehr fließfähiges, mehr oder weniger gut streichbares Gemisch mit hohem Pulveranteil in einer Salbe, z. B. Zinksalbe; zur Anwendung auf der Haut.
  • Salbe: streichfähige, wasserfreie Zubereitungsform, meist in einer Fettgrundlage; zur Anwendung auf der Haut, in der Scheide oder im After/Dickdarm.
  • Creme: streichfähige, wasserhaltige Zubereitungsform mit geringem Fettgehalt; zur Anwendung auf der Haut, in der Scheide oder im After/Dickdarm.
  • Gel: Flüssigkeit, die durch Zusatz von Quellmitteln und Gelbildnern verdickt ist; zur Anwendung auf der Haut oder zum Schlucken.

Flüssige Arzneiformen umfassen:

  • Lösung: Arzneistoffe sind vollständig gelöst; zum Aufbringen auf die Haut, zum Schlucken oder zur Injektion/Infusion.
  • Suspension: Aufschwemmung nicht löslicher fester Arzneistoffe in einer Flüssigkeit; zum Schlucken, zum Aufbringen auf die Haut oder zur lokalen Injektion.
  • Emulsion: Ein flüssiger Arzneistoff ist in einer Flüssigkeit, in der er sich nicht lösen kann, fein verteilt, ohne dass eine Entmischung sichtbar ist (Beispiel Milch: Hier sind wasserunlösliche Fette fein in Wasser verteilt); für die Anwendung auf der Haut, zum Schlucken sowie zur Injektion.
  • Tinktur: alkoholischer Auszug aus Pflanzen (selten: tierische Grundstoffe); zur Anwendung auf der Haut oder zum Schlucken.
  • Schaum: flüssiger Arzneistoff zusammen mit Treibgas in einer Druckdose; zum Einbringen von Wirkstoffen in den Mastdarm (Rektalschäume).
  • Mikro- und Makroklysmen:
    • Mikroklysmem (auch als Miniklysmen oder Rektiolen bezeichnet) sind Einmaltuben mit wenigen Millilitern einer wässrigen oder öligen Arzneimittellösung.
    • Makroklysmen (Einläufe) werden ebenfalls in den Mastdarm eingebracht und haben ein Volumen von bis zu etwa 200 ml.
Dosieraerosol
Abbildung 1.6.1: Anwendung eines Dosieraerosols

Weitere Applikationsformen:

  • Transdermale therapeutische Systeme (TTS): Pflaster zum Aufkleben auf die Haut. Sie geben Wirkstoffe über unterschiedlich lange Zeiträume gleichmäßig ab, sodass diese über die Haut aufgenommen werden und im ganzen Körper (systemisch ←) wirken können.
  • Implantat: Depotform eines Arzneimittels, das in einem dünnen Polymerstäbchen enthalten ist und sich im Körper langsam abbaut. Es wird mit einem Injektor unter die Haut (subkutan) injiziert und gibt den Wirkstoff über Wochen bis Monate gleichmäßig ab.
  • Inhalativ: Dosieraerosole (Abb. 1.6.1), Pulverinhalationssysteme. Zum Einbringen von Wirkstoffen auf die Bronchialschleimhaut und die Oberfläche der Lungenbläschen. Die Wirkung kann lokal (z. B. Asthma) oder systemisch (im ganzen Körper) erfolgen.