Die Wirkungen von ACE-Hemmern und AT₁-Blockern (→ 11.1.2.4) wird verständlich, wenn man die Rolle des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) für die Regulation des Kreislaufs betrachtet (Abb. 11.1.2.3.1).

Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS)
Abbildung 11.1.2.3.1: Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) und seine Rolle bei der Regulation des Kreislaufs (Erklärung siehe Text).

Die Hauptachse des RAAS bilden die drei Stoffe Angiotensinogen, Angiotensin I und Angiotensin II. Angiotensinogen ist die weitgehend unwirksame Vorstufe von Angiotensin I und dieses wiederum die Vorstufe zu Angiotensin II. Angiotensin II ist die am stärksten gefäßverengende (und damit blutdrucksteigernde) Substanz im Körper.

Wie Abb. 11.1.2.3.1 zeigt, wird Angiotensinogen in zwei Schritten zu Angiotensin II aktiviert: Zuerst verändert Renin das Angiotensinogen zu Angiotensin I, anschließend wird Angiotensin I zu Angiotensin II umgewandelt. Für diese Umwandlung („Conversion“) ist das Angiotensin-Conversions-Enzym (ACE) verantwortlich. Die blutdrucksteigernde Wirkung von Angiotensin II wird über Angiotensin-II-Rezeptoren (= AT₁-Rezeptoren) vermittelt.

Folgende Schritte lassen sich durch Medikamente hemmen (rot in Abb. 11.1.2.3.1): die Umwandlung von Angiotensinogen zu Angiotensin I durch Reninhemmer, die „Conversion“ von Angiotensin I zu Angiotensin II durch ACE-Hemmer und die Wirkung von Angiotensin II durch Angiotensin-II-Rezeptorblocker (= AT₁-Blocker).

Diese ACE-Hemmer sind verfügbar: Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Perindopril, Quinapril, Ramipril und Trandolapril.

Eigenschaften: ACE-Hemmer leiten sich vom Gift einer Schlange ab (Abb. 1.2.1). Alle Vertreter dieser Wirkstoffklasse weisen große Ähnlichkeiten auf (sog. Klasseneffekt) und ihr Name endet auf die Silbe „pril“. ACE-Hemmer werden bei Hypertonie und chronischer Herzinsuffizienz (→ 11.2) angewendet.

Nebenwirkungen: Anfänglich ist ein stärkerer Blutdruckabfall möglich. Ferner besteht bei Verengung beider Nierenarterien das Risiko eines akuten Nierenversagens. Gelegentlich tritt ein angioneurotisches Ödem auf. Es zwingt ebenso wie der häufiger beobachtete trockene Husten zum Absetzen des Medikaments. Auch ein Anstieg des Kaliumspiegels ist möglich, insbesondere in Kombination mit kaliumsparenden Diuretika, AT₁-Blockern, Ciclosporin und Tacrolimus.

Kontraindikationen: U. a. beidseitige Nierenarterienstenose, Schwangerschaft; keine gleichzeitige Gabe mit dem Reninhemmer Aliskiren; Dialyse nur mit bestimmten Membranen. In der Hochdruckbehandlung wird die Kombination aus ACE-Hemmer und AT₁-Blocker nicht empfohlen (→ 11.1.3). Im ersten Drittel der Schwangerschaft sollten ACE-Hemmer nicht gegeben werden, im zweiten und dritten Drittel sind sie streng kontraindiziert. Auch gestillt werden darf unter ACE-Hemmern nicht.

Wechselwirkungen: Kaliumpräparate, kaliumsparende Diuretika und AT₁-Blocker: gefährlicher Anstieg des Kaliums (Hyperkaliämie) möglich. NSAR können die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmern abschwächen und das Risiko für Nierenversagen und Hyperkaliämie steigern.