Kalziumantagonisten hemmen u. a. am Herzen und an glatten Muskelzellen peripherer Arterien den Einstrom von Kalzium. Sie verringern dadurch die Kontraktionskraft des Herzens und erweitern die Arterien. Als Folge davon sinkt der Blutdruck und das Herz benötig weniger Sauerstoff. Kalziumantagonisten werden folglich bei Hypertonie und chronischer Angina Pectoris (→ 11.3) angewendet. Einige Kalziumantagonisten wirken darüber hinaus gegen bestimmte Rhythmusstörungen.

Setzt die Gefäßerweiterung zu rasch ein, gleicht der Organismus den Blutdruckabfall durch beschleunigten Herzschlag aus (Reflextachykardie). Um einen Pulsanstieg zu vermeiden, werden gegen Bluthochdruck im Allgemeinen langwirksame Kalziumantagonisten oder kurzwirksame in Retardform (→ 1.8) verwendet.

Es werden 3 Typen von Kalziumantagonisten unterschieden:

  • Nifedipintyp (auch als Dihydropyridintyp bezeichnet),
  • Verapamiltyp,
  • Diltiazemtyp.

Kalziumantagonisten vom Nifedipintyp

Neben Nifedipin gehören dazu Amlodipin, Felodipin, Isradipin, Nilvadipin, Nimodipin, Nisoldipin und Nitrendipin. Sie werden außer gegen Hypertonie teilweise auch bei koronarer Herzkrankheit (KHK, → 11.3) angewendet.

Nebenwirkungen: Neben der beschriebenen Reflextachykardie (vor allem kurzwirksame Vertreter der Gruppe) Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Hautrötung und Knöchelödeme.

Einschränkungen/Kontraindikationen: Bei einer Hochdruckkrise sollte Nifedipin nicht mehr eingesetzt werden, weil es den Blutdruck u. U. zu schnell senkt und dadurch eine starken Anstieg des Pulses (Reflextachykardie) auslöst. Wirkstoffe vom Nifedipintyp dürfen in der gesamten Schwangerschaft nicht genommen werden.

Besonderheit: Kalziumantagonisten vom Nifedipintyp sind lichtempfindlich. Tabletten/Weichkapseln daher stets in der Originalpackung aufbewahren.

Kalziumantagonisten vom Verapamiltyp

Hierzu gehört neben Verapamil das chemisch eng damit verwandte Gallopamil. Beide wirken blutdrucksenkend und werden außerdem bei KHK und gegen bestimmte Rhythmusstörungen eingesetzt.

Nebenwirkungen: Übermäßiger Blutdruckabfall, Verstärkung einer Herzinsuffizienz, Hautrötung, Verstopfung, Verschlimmerung bestimmter Herzrhythmusstörungen, Verstärkung einer durch andere Substanzen hervorgerufenen Blutdrucksenkung.

Kontraindikationen: Höhergradiger AV-Block (II. und III. Grades), Sinusknotensyndrom, frischer Herzinfarkt, schwere Herzinsuffizienz und sehr niedriger Blutdruck.

Wechselwirkungen: Vorsicht bei Kombination mit anderen Mitteln gegen Rhythmusstörungen und Digitalis sowie Betablockern. Der Abbau von Theophyllin wird gehemmt, sodass die Blutspiegel deutlich steigen können. Auch mit einer Reihe weiterer Arzneimittel bestehen über das CYP-System (→ 6.1.4) Wechselwirkungen (Beipackzettel beachten).

Kalziumantagonisten vom Diltiazemtyp

In dieser Gruppe gibt es nur den Wirkstoff Diltiazem. Es unterscheidet sich chemisch deutlich von Verapamil, hat aber ein ähnliches Wirkprofil.

Nebenwirkungen/Kontraindikationen: Diltiazem hat ähnliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen wie die Wirkstoffe vom Verapamiltyp. Es ist ferner in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert und darf nicht zusammen mit Ivabradin (→ 11.2.2.3) gegeben werden.