Diuretika ist der Oberbegriff für Wirkstoffe, die die Ausscheidung von Harn über die Nieren anregen. Die meisten in der Praxis verwendeten Diuretika fördern nicht nur die Ausscheidung von Wasser, sondern darüber hinaus auch von Salz – daher auch die Bezeichnung Saluretika.

Die wesentlichen Indikationen für Diuretika sind akute Ödeme (vor allem Lungenödem), chronische Ödeme (bei Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen), Hypertonie und Herzinsuffizienz (→ 11.2).

Die drei wichtigsten Gruppen sind:

  • Thiazide und davon abgeleitete Wirkstoffe,
  • Schleifendiuretika und
  • kaliumzurückhaltende (oft auch als kaliumsparend bezeichnete) Diuretika.

Eine weitere Gruppe von Arzneistoffen, die in den Salz- und Wasserhaushalt eingreifen und dabei Kalium zurückhalten, sind die Hemmer des Nebennierenrindenhormons Aldosteron. Aldosteronantagonisten können daher zu den kaliumzurückhaltenden Wirkstoffen gezählt werden.

Thiazide

Zu den Thiaziden bzw. Thiazidabkömmlingen gehören u. a. : Hydrochlorothiazid, Bendroflumethiazid, Bemetizid, Chlortalidon, Xipamid und Indapamid.

Indikationen: Thiazide werden in erster Linie bei chronischen Ödemen, Hypertonie (insbesondere bei älteren Patienten) und Herzinsuffizienz eingesetzt. Die diuretische Wirkung lässt nach einigen Tagen nach, sodass der Effekt der Thiazide bei Hypertonie und Herzinsuffizienz bei längerer Einnahme hauptsächlich auf der Senkung des Gefäßwiderstands beruht.

Nebenwirkungen: Es kann zu einem Verlust von Kalium und Magnesium kommen. Daher muss der Kaliumspiegel überwacht werden. Um den Kaliumverlust geringzuhalten, werden Thiazide oft mit kaliumsparenden Diuretika (siehe unten) kombiniert. Auch die Kombination mit ACE-Hemmern oder AT₁-Blockern verringert den Kaliumverlust.

Dosierung: Thiazide werden in niedriger Dosis eingesetzt. Reicht ihre Wirkung nicht aus, bringt ein Erhöhen der Dosis keinen zusätzlichen Nutzen. Sie müssen dann mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden. Zur Ausschwemmung von Ödemen kombiniert man sie mit Schleifendiuretika, bei Hypertonie mit einem anderen blutdrucksenkenden Wirkstoff der ersten Wahl (→ 11.1.3).

Wechselwirkungen: Kaliummangel (Hypokaliämie) kann Herzrhythmusstörungen begünstigen und die Wirkungen von Herzglykosiden (Digitalis, → 11.2.2.2) verstärken. Latente Gicht sowie latenter Diabetes mellitus können manifest werden, weil Diuretika die Ausscheidung von Harnsäure und die Glukosetoleranz verringern können.

Glukokortikosteroide (→ 20.1) und Laxanzien (→ 17.3) können eine Hypokaliämie begünstigen. NSAR (→ 10.4.1) können die Wirkung von Diuretika abschwächen (mit der Gefahr einer Hyperkaliämie, wenn gleichzeitig kaliumsparende Wirkstoffe eingesetzt werden).

Schleifendiuretika

Der Name dieser Gruppe geht darauf zurück, dass sie an der Henle-Schleife des Nephrons wirken. Im Einsatz sind Furosemid, Torasemid und Piretanid.

Indikationen: Schleifendiuretika wirken schnell und stark. Sie werden daher bei akutem Lungenödem sowie bei stärkerer Niereninsuffizienz eingesetzt.

Nebenwirkungen: Siehe Thiazide.

Dosierung/Einnahme: Anders als bei Thiaziden steigt die diuretische Wirkung von Schleifendiuretika, wenn die Dosis erhöht wird. Wegen der stark wassertreibenden Wirkung sollten Schleifendiuretika möglichst in der ersten Tageshälfte eingenommen werden, damit die Patienten nachts nicht so häufig zum Wasserlassen aufstehen müssen.

Wechselwirkungen: Siehe Thiazide.

Kaliumzurückhaltende Diuretika

Verwendet werden Triamteren und Amilorid.

Indikationen: Kaliumsparende Diuretika sind nicht als Einzelstoffe im Einsatz, sondern nur in Kombination mit Thiaziden, um deren kaliumverlierende Eigenschaft abzuschwächen.

Kontraindikationen: Schwere Niereninsuffizienz, Hyperkaliämie.

Wechselwirkungen: ACE-Hemmer können die Gefahr einer Hyperkaliämie unter kaliumsparenden Diuretika erhöhen. Der Kaliumspiegel kann auch bei sehr kaliumreicher Ernährung (u. a. Bananen, Aprikosen, Spinat, Bohnen) steigen.

Aldosteronantagonisten

Spironolacton kommt bei Erkrankungen zum Einsatz, bei denen Aldosteron im Körper erhöht ist. Ursache hierfür kann ein Tumor sein, der Aldosteron produziert, oder ein verringerter Abbau von Aldosteron bei schwerer Leberinsuffizienz/Leberzirrhose, der mit Aszites (Bauchwassersucht) einhergeht.

Kontraindikationen: Spironolacton darf u. a. nicht bei Hyperkaliämie und zusammen mit kaliumsparenden Diuretika eingesetzt werden.

Eplerenon wird nicht als Diuretikum eingesetzt, sondern bei schwerer Herzinsuffizienz zusätzlich zur Standardtherapie einschließlich Betablocker (→ 11.2.2.1).

Kontraindikationen: Eplerenon darf nicht bei Hyperkaliämie und schwerer Niereninsuffizienz genommen werden. Nicht mit kaliumsparenden Diuretika, ACE-Hemmern und AT₁-Blockern kombinieren.