Die großen internationalen Fachgesellschaften für Herz-Kreislauf-Medizin, z. B. die European Society of Cardiology (ESC) oder die American Heart Association (AHA) und das Amercian College of Cardiology (ACC), aktualisieren ihre Leitlinien für die Diagnostik und Behandlung von Bluthochdruck regelmäßig. Eckpunkte für die Behandlung sind die Grenzwerte für den Blutdruck (= wie weit er gesenkt werden soll), die Wirkstoffe der ersten Wahl (= womit eine medikamentöse Behandlung begonnen werden soll) und welche Substanzen bei Bedarf kombiniert werden können.

Zurzeit sind Wirkstoffe aus den 5 in 11.1.2.1 bis 11.1.2.5 beschriebenen Gruppen gleichberechtigt Blutdrucksenker der ersten Wahl (in Abb. 11.1.3.1, grüne Schrift). Allerdings gibt es je nach Alter und Begleiterkrankungen Empfehlungen, mit welchen Substanzen bevorzugt begonnen werden soll.

Wenn der Blutdruck mit einem Wirkstoff nicht ausreichend sinkt, wird heute früh zu einer Kombinationsbehandlung aus zwei und bei Bedarf auch mehr Medikamenten übergegangen. Die Kombinationspartner (Verbindungslinien in Abb. 11.1.3.1) sollten unterschiedlichen Wirkstoffgruppen angehören.

Andere Antihypertonika

Es gibt Antihypertonika (Abb. 11.1.3.1, blaue Schrift), die in der Regel nur verordnet werden, wenn der Blutdruck mit Substanzen aus den 5 Hauptgruppen nicht ausreichend gesenkt werden kann.

Therapieschema Hypertonie
Abbildung 11.1.3.1: Therapieschema für die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck (Erklärung siehe Text).

Aliskiren ist ein Reninhemmer (vgl. Abb. 11.1.2.3.1). Es darf bei Diabetes oder Niereninsuffizienz nicht mit ACE-Hemmern oder AT₁-Blockern kombiniert werden und ist in der Schwangerschaft kontraindiziert.

Hydralazin, Dihydralazin und Minoxidil wirken direkt gefäßerweiternd, Clonidin indirekt. Hydralazin, Minoxidil und Clonidin dürfen in der Schwangerschaft nicht genommen werden. Methyldopa wirkt wie Clonidin indirekt gefäßerweiternd. Es darf jedoch bei Bluthochdruck in der Schwangerschaft (siehe unten) genommen werden.

Bluthochdruck in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft dürfen viele Blutdruckmedikamente (u. a. ACE- Hemmer, Angiotensin-II-Blocker (= AT₁-Blocker) und Kalziumantagonisten vom Nifedipintyp) nicht angewendet werden. Ein Hochdruck in der Schwangerschaft kann daher nur mit wenigen Medikamenten behandelt werden. Neben den kardioselektiven Betablockern Atenolol, Bisoprolol und Metoprolol sind das Methyldopa und Dihydralazin.

Hochdruckkrise

Ein Anstieg des Blutdrucks auf Werte über 180/120 mmHg gilt als hypertensive Krise. Vorgehen: Sofort Ruhe einhalten und den Blutdruck nach einer halben Stunde erneut messen. Ist er immer noch so hoch, nimmt man eine Extradosis des sonst verwendeten Hochdruckmedikaments, z. B. einen ACE-Hemmer. Bleibt der Blutdruck hoch (z. B. systolisch über 200 mmHg), können die Patienten Nitrospray oder den Kalziumantagonisten Nitrendipin (beide sublingual) einnehmen. Sublinguales Nifedipin sollte nicht mehr angewendet werden, weil des den Blutdruck zu schnell senkt.