Abbildung 11.3.1.1 zeigt die Blutversorgung durch die beiden Koronararterien (Herzkranzarterien), die direkt aus der Aorta entspringen: die linke und die rechte Koronararterie. Die linke Koronararterie verzweigt sich kurz nach ihrem Ursprung in den Ramus circumflexus (umschlingender Ast), der zur Rückseite zieht, und den Ramus interventricularis anterior (RIVA, Ast zwischen den beiden Herzkammern).

Koronargefäße
Abbildung 11.3.1.1: Blutversorgung des Herzens.

Wie andere Arterien können auch die Koronargefäße von Arteriosklerose betroffen sein. Es bilden sich Plaques, die die Gefäße einengen. Dies wird als Stenose (Verengung) bezeichnet (Abb. 11.3.1.2, oben). Eine Engstelle kann lange Zeit ohne Beschwerden bleiben. Erst wenn das Gefäß um mehr als 60 bis 75 % eingeengt ist, reicht die Blut- und damit Sauerstoffversorgung des Herzmuskels bei körperlicher Belastung oder psychischem Stress nicht mehr aus (Abb. 11.3.1.2, unten). Der Sauerstoffmangel des Herzmuskels verursacht heftige Schmerzen, die als Angina Pectoris (Herzenge) bezeichnet werden.

Plaques in Herzkranzarterie
Abbildung 11.3.1.2: Plaques in einer Herzkranzarterie; oben reicht der Blutstrom noch aus, unten ist die Stenose so weit fortgeschritten, dass bei Belastung Angina Pectoris auftritt.

Von einer stabilen Angina Pectoris spricht man, wenn die Schmerzen nicht in Ruhe, sondern ab einer bestimmten Belastung auftreten und auf Nitroglycerin (→ 11.3.2.1) ansprechen. Treten die Schmerzen auch in Ruhe auf, liegt eine instabile Angina Pectoris vor, die eine unmittelbare Vorstufe zum Herzinfarkt sein kann. Der Patient muss dann sofort in eine Klinik gebracht werden, die nach Möglichkeit über eine Chest Pain Unit (CPU) verfügt. Zum Herzinfarkt kommt es, wenn eine Plaque einreißt und sich an der Gefäßwunde ein Blutgerinnsel bildet, das das Gefäß vollständig verschließt (Abb. 11.3.1.3). Wird die Koronararterie nicht innerhalb weniger Stunden wiedereröffnet, stirbt das von ihr versorgte Herzmuskelgewebe ab.

Thrombusbildung
Abbildung 11.3.1.3: Eine Plaque (oben) reißt ein. An dieser Stelle bildet sich ein Thrombus (Blutgerinnsel), der die Koronararterie verschließt (unten) – es kommt zum Herzinfarkt.