Die nachfolgend beschriebene Doppelmedikation nach Einsetzen eines Stents erfolgt zusätzlich zu den in 11.3.3.1 bzw. 11.3.3.2 beschriebenen Maßnahmen zur Sekundärprävention bei KHK/nach Herzinfarkt.

Koronarstenosen werden heute im Rahmen einer Koronarangiografie nach Möglichkeit mit einem Ballonkatheter dilatiert (aufgedehnt). Anschließend setzt man oft einen Stent ein, um das Gefäß zu stabilisieren (Abb. 11.3.3.3.1).

Stent
Abbildung 11.3.3.3.1: Stent in einer Koronararterie.

Nach der Einlage eines Stents muss der Verschluss der Gefäßstütze durch ein Blutgerinnsel verhindert werden. Wurde der Stent eingesetzt, ohne dass es vorher zu einem akuten Herzinfarkt gekommen war, erfolgt dies durch eine duale Antiplättchentherapie (DAPT). Das bedeutet, dass über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten zwei Wirkstoffe verabreicht werden, die die Thrombozytenaggregation hemmen: Acetylsalicylsäure (ASS; 75 bis 100 mg/Tag, siehe 11.3.3.1) plus Clopidogrel (75 mg/Tag, siehe unten). Danach wird die Behandlung mit ASS alleine dauerhaft fortgesetzt.

ASS hemmt das Enzym Zyklooxygenase, das für die Prostaglandinsynthese benötigt wird, u. a. auch in Thrombozyten. Folglich entstehen weniger Botenstoffe, die die Aggregation von Blutplättchen und damit die Bildung von Thromben fördern.

Ging der Stenteinlage ein akuter Infarkt voraus, werden neben ASS Clopidogrel, Prasugrel oder Ticagrelor sowie eventuell ein Glykoprotein IIb/IIIa-Inhibitor für 12 Monate gegeben. Nachfolgend wird nur Clopidogrel beschrieben.

Clopidogrel

Clopidogrel (ebenso Prasugrel, Ticlopidin und Ticagrelor) blockiert gezielt den Rezeptor für Adenosindiphosphat (ADP) auf den Thrombozyten. Die Folge: ADP bewirkt keine Vernetzung der Blutplättchen mehr, sodass die Thrombozytenaggregation abgeschwächt wird.

Indikationen/Dosis: Hemmung der Thrombozytenfunktion nach Herzinfarkt, ischämischem Schlaganfall und bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK). Ferner wird Clopidogrel nach Ballondilatation mit oder ohne Stenteinlage (siehe oben) angewendet. Die Standarddosis beträgt 75 mg/Tag.

Nebenwirkungen/Kontraindikationen: Erhöhtes Blutungsrisiko, vor allem in Kombination mit anderen Thrombozytenhemmern wie ASS. Bei schweren Leberfunktionsstörungen und Blutungen (z. B. Ulkus) darf es nicht eingenommen werden. Über den Einsatz in der Schwangerschaft gibt es keine Daten.

Wechselwirkungen: Orale Antikoagulanzien (→ 11.4, unten) verstärken die Blutungsneigung. Bei Kombination mit NSAR ist eine Verstärkung des Risikos für Magen-Darm-Blutungen möglich. Omeprazol, Esomeprazol, Fluvoxamin, Fluoxetin, Moclobemid, Voriconazol, Fluconazol, Ticlopidin, Ciprofloxacin, Cimetidin, Carbamazepin, Oxcarbazepin und Chloramphenicol können die Aktivierung von Clopidogrel hemmen und damit den Schutz vor Blutgerinnseln abschwächen.