Für die Diagnostik obstruktiver Atemwegserkrankungen muss man drei spirometrische Begriffe kennen: Vitalkapazität (VK), 1-Sekunden-Kapazität (FEV₁) sowie den aus beiden Werten berechneten Tiffeneau-Index. Abbildung 12.1.1.1 zeigt modellhaft den Verlauf der Atemkurve (rote Linie) bei einem Gesunden. In Ruhe beträgt das Atemzugvolumen (AV) etwa 500 bis 700 ml (dunkelblauer Bereich). Da man in Ruhe nie maximal ein- oder ausatmet, bleiben sowohl nach oben (Inspiration = Einatmung) als auch nach unten (Exspiration = Ausatmung) die hellblau unterlegten Reservezonen. Sie werden als inspiratorisches und exspiratorisches Reservevolumen (IRV und ERV) bezeichnet. Alle drei blauen Bereiche addieren sich zur Vitalkapazität (VK). Das ist das Volumen, das man mit maximaler Anstrengung ein- oder ausatmen kann.

Auch nach maximaler Ausatmung bleibt etwa 1 Liter Luft in den Lungen zurück, das Residualvolumen (RV). VK und RV zusammen ergeben das maximale Luftvolumen, das die Lungen aufnehmen können, die Totalkapazität (TK).

Atemkurve
Abbildung 12.1.1.1: Atemkurve eines gesunden Erwachsenen (Erklärung siehe Text).

Im rechten Drittel der Kurve von Abbildung 12.1.1.1 ist die Bestimmung der 1-Sekunden-Kapazität dargestellt. Nachdem der Patient so tief wie möglich eingeatmet hat (die rote Kurve berührt die obere gepunktete Linie bei null), atmet er so schnell wie möglich aus. Gemessen wird das Volumen, das in der ersten Sekunde (abgedunkelte Zone in der Abbildung) ausgeatmet wurde. Es wird als FEV₁ abgekürzt: forciert ausgeatmetes Volumen in der ersten Sekunde.

Drückt man FEV₁ als Prozentsatz der Vitalkapazität aus, erhält man den Tiffeneau-Index. Beispiel: Hat eine Person eine Vitalkapazität von 5 Litern und kann davon in 1 Sekunde 4,3 Liter ausatmen, beträgt der Tiffeneau-Index 4,3/5 x 100 % = 86 %. Gesunde Erwachsene haben einen Wert von mindestens 70 %.