Was als Haupt- und als Nebenwirkung eingestuft wird, hängt manchmal vom Vermarktungskonzept ab. Eine ursprünglich unerwünschte Nebenwirkung kann auf diese Weise zur Hauptwirkung werden. Eines der bekanntesten Beispiele ist Sildenafil („Viagra“). Der Wirkstoff wurde als Mittel gegen hohen Blutdruck entwickelt, überzeugte in dieser Indikation aber nicht. Eine der Nebenwirkungen – die auf die Potenz – erschien bald als so aussichtsreich, dass sie zur Hauptwirkung für die weitere klinische Entwicklung des Wirkstoffs erklärt wurde. Die blutdrucksenkende Wirkung, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Nitraten, wurde von da an als Nebenwirkung eingestuft. Bemerkenswert ist, dass Sildenafil sieben Jahre nach der Einführung von „Viagra“ unter dem Handelsnamen „Revatio“ zur Behandlung von Lungenhochdruck (pulmonalarterielle Hypertonie, PAH) eingeführt wurde. Hier ist die Blutdrucksenkung wieder zur Hauptwirkung geworden.