Zahlreiche Funktionen des Gehirns werden durch Botenstoffe wie Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) gesteuert. Diese chemischen Verbindungen werden als Neurotransmitter (Überträgerstoffe im Nervensystem) bezeichnet.

Bei psychischen Störungen lässt sich häufig ein Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter nachweisen. Allerdings ist nicht geklärt, ob dies Ursache oder nur ein Symptom der psychischen Störung ist. Psychopharmaka versuchen, das Gleichgewicht der Neurotransmitter wiederherzustellen.

Die Wirkweise von Medikamenten, die an Neurotransmittern angreifen, wird verständlich, wenn man die Vorgänge an einer Synapse (Verbindung) zwischen zwei Nervenzellen betrachtet (Abb. 14.1). In diesem Beispiel überträgt ein Transmitter den Impuls vom Axon einer Zelle auf einen Dendriten (Fortsatz) einer anderen Zelle.

Funktion von Neurotransmittern
Abbildung 14.1: Funktion eines Neurotransmitters bei der Übertragung eines Impulses vom Axon einer Nervenzelle auf den Dendriten einer anderen Nerven­zelle. Erklärung siehe Text.

Der Neurotransmitter liegt im Axon in Bläschen vor. Wird diese Zelle erregt, verschmelzen die Bläschen mit der Zellmembran und setzen den Neurotransmitter in den synaptischen Spalt frei. Dort gelangt er an einen Fortsatz einer anderen Nervenzelle. Diese wird dadurch ebenfalls erregt. Damit hat der Transmitter seine Aufgabe erfüllt.

Der Transmitter wird danach im Spalt teilweise abgebaut. Ein wesentlicher Teil gelangt aber zurück zum Axon und wird dort wiederaufgenommen. Dies wird auch als „Reuptake“ bezeichnet, eine Art Recycling, denn der Transmitter steht erneut für die Übertragung von Impulsen bereit.

Ein Medikament kann in die Vorgänge an der Synapse auf drei Arten angreifen:

  • am Rezeptor kann es die Wirkung des Transmittersnachahmen, d. h. es wirkt wie der Transmitter und verstärkt dessen Effekt (Agonist);
  • es kann den Rezeptorblockieren, d. h. es unterdrückt die Wirkung des Transmitters (Antagonist), oder
  • es hemmt die Wiederaufnahme des Transmitters in das Axon. Da die Konzentration des Transmitters im synaptischen Spalt steigt, wird seine Wirkung verstärkt. Diesem Prinzip folgen viele Antidepressiva, u. a. die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.