Zu jedem Zeitpunkt leiden etwa 5 % der Bundesbürger an einer Depression, das sind rund 4 Millionen Menschen. 10 % aller Deutschen erkranken ein- oder mehrmals in ihrem Leben daran.

Anhand von nur 2 Fragen lässt sich abschätzen, ob ein Patient möglicherweise an einer Depression leidet:

  • Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
  • Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?

Werden beide Fragen mit „Nein“ beantwortet, liegt wahrscheinlich keine Depression vor. Lautet die Antwort mindestens bei einer Frage „Ja“, besteht der Verdacht auf eine Depression, der abgeklärt werden sollte.

Es gibt aber auch Depressionen, die nicht an psychischen Symptomen erkennbar sind. Hier berichten die Patienten vorwiegend über körperliche Beschwerden wie allgemeine Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden oder Herzschmerzen, ohne dass dafür organische Ursachen zu finden sind. Da sich die Depression hinter körperlichen Beschwerden versteckt, spricht man von einer larvierten Depression. Auch hinter Symptomen einer Demenz kann eine Depression stehen (sog. Pseudodemenz).

Die Wirkung der meisten Antidepressiva beruht u. a. darauf, dass sie die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin und/oder Serotonin aus dem synaptischen Spalt (siehe oben) hemmen. Unterschieden werden:

  • trizyklische Antidepressiva,
  • selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI),
  • selektive Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI),
  • Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NRI).

Der Spiegel dieser Neurotransmitter lässt sich ferner erhöhen, indem ihr Abbau durch das Enzym Monoaminooxidase-A (MAO-A) gehemmt wird. Diese Wirkstoffe heißen MAO-A-Hemmer.

Eine kleine Gruppe neuer Antidepressiva leitet sich von der körpereigenen Substanz Melatonin ab. Sie werden als Melatoninderivate bezeichnet und wirken an Serotoninrezeptoren teils als Antagonist, teils als Agonist.

Um zu entscheiden, welches Antidepressivum einem Patienten verordnet werden soll, ist eine gründliche Abklärung erforderlich, z. B.: Soll der Antrieb gesteigert werden, ist eine Beruhigung erwünscht, liegt eine Angststörung z. B. mit Panikattacken vor, besteht Selbstmordtendenz (Suizidalität)?

Für alle Antidepressiva gilt: Die antidepressive Wirkung zeichnet sich frühestens nach etwa 10 Tagen ab, die Nebenwirkungen stellen sich dagegen oft schon nach der ersten Einnahme ein und lassen mit der Zeit wieder nach. Darauf müssen die Patienten hingewiesen werden. Zu achten ist ferner auf mögliche Selbstmordtendenzen, die sich in der Anfangszeit der Behandlung vorübergehend verstärken können.

Antidepressiva sollten nicht ungeprüft zur Dauerbehandlung werden. Hat sich eine Besserung eingestellt, sollte nach etwa 6 Monaten geklärt werden, ob das Medikament noch nötig ist. Das kann z. B. in einem Auslassversuch geschehen. Dazu wird das Medikament langsam ausgeschlichen (←) und durch wiederholtes Nachfragen beobachtet, wie es dem Patienten dabei geht.