Wie bei den pharmakokinetischen kann es bei den pharmakodynamischen Interaktionen zu einer Verstärkung oder einer Abschwächung kommen. Pharmakodynamische Wechselwirkungen sind vor allem dann zu erwarten, wenn Medikamente gleiche oder sehr ähnliche Wirkmechanismen haben, z. B. am selben Rezeptorsystem ansetzen. Eine Verstärkung wird als Synergie oder synergistischer Effekt bezeichnet, eine Abschwächung als Antagonismus oder antagonistischer Effekt.

Bei einer Kombinationstherapie nutzt man synergistische Effekte, indem man z. B. Medikamente kombiniert, die auf verschiedene Weise den Blutdruck senken. Synergistische Effekte können aber auch unerwünscht sein, z. B. wenn ein neu (nicht zur Blutdrucksenkung) verordnetes Medikament einen stabil eingestellten Blutdruck zusätzlich senkt. Es kann dann zu starker Hypotonie bis zum Kreislaufkollaps kommen.

Beispiele für pharmakodynamische Wechselwirkungen

Beispiel 1: Betablocker und Insulin. Wenn es unter Insulin (→ 13.3), z. B. wegen zu hoher Dosierung oder zu geringer Kohlenhydratzufuhr, zu einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommt, führt dies zu einer starken Stressreaktion (Adrenalin) mit schnellem Puls, Schwitzen und Zittern. Geübte Patienten mit Diabetes erkennen diese Zeichen schnell und reagieren sofort. Wird jedoch gleichzeitig ein Betablocker (→ 11.1.2.2) eingenommen, kann das auf zwei Wegen zu einer gefährlichen Zuspitzung führen: Zum einen schwächt der Betablocker die Stressreaktion ab, sodass der Patient die Zeichen einer Unterzuckerung kaum spürt. Zum anderen stimuliert Adrenalin die Neubildung von Zucker in der Leber, die einer Unterzuckerung entgegenwirkt. Propranolol schwächt auch diesen Effekt von Adrenalin ab.

Beispiel 2: Einflüsse auf die Wirkung des Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon (→ 11.4.1). Wirkstoffe, die ebenfalls in die Blutgerinnung oder in die Thrombozytenfunktion eingreifen, erhöhen das Risiko für Blutungen. Das gilt z. B. für den Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure (ASS, → 10.4.1, → 11.3.3.1).

Beispiel 3: Abschwächung der Wirkung von Levodopa (→ 16.1.1) bei Parkinson durch Metoclopramid. Das vorwiegend gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzte Metoclopramid (→ 17.4, → 17.5) wirkt u. a. als Dopaminantagonist (Hemmer von Dopamin). Die in der Behandlung bei Parkinson genutzte dopaminverstärkende Wirkung von Levodopa wird dadurch aufgehoben. Beide Substanzen dürfen daher nicht kombiniert werden.

Sonderfall Alkohol

Alkohol (Ethanol) wird zum größten Teil durch das Enzym Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd und durch Acetaldehyddehydrogenase weiter zu Essigsäure abgebaut. Beide Enzyme haben nichts mit dem CYP-Stoffwechsel von Arzneimitteln zu tun. Bei größerem Alkoholkonsum werden jedoch bis zu 10 % durch CYP2E1 abgebaut.

Medikamente, die ebenfalls von CYP2E1 verstoffwechselt werden, können den Abbau von Alkohol bremsen (z. B. Verapamil). Umgekehrt kann regelmäßiger Alkoholkonsum die Bildung von CYP2E1 induzieren, sodass entsprechende Medikamente schneller abgebaut werden. Bedeutsam ist das vor allem bei den Tuberkulosemitteln Isoniazid und Protionamid. Wer solche Medikamente erhält, darf keinen Alkohol trinken.

Mit den meisten sonstigen Antibiotika hat Alkohol dagegen keine wesentlichen Wechselwirkungen. Wichtige Ausnahmen davon sind Ketoconazol, Griseofulvin und Metronidazol. Diese Medikamente rufen schwere Unverträglichkeiten mit Alkohol hervor, weil sie den Abbau von Acetaldehyd hemmen. Acetaldehyd verursacht u. a. Übelkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen und Hautrötung. Bei Behandlung mit den genannten Medikamenten darf keinerlei Alkohol getrunken werden.

Unter Behandlung mit Phenprocoumon, NSAR und Nitraten ist gelegentlicher mäßiger Alkoholkonsum erlaubt. Kurzfristige stärkere Änderungen der Trinkgewohnheiten können die Wirkung von Phenprocoumon aber deutlich verändern und sollten daher vermieden werden.

Die Wirkung der meisten Medikamente, die dämpfend auf das Zentralnervensystem wirken (→ 14; u. a. Benzodiazepine, Antipsychotika, einige Antidepressiva, Anticholinergika und Antihistaminika), wird durch Alkohol verstärkt. Keinesfalls dürfen unter diesen Medikamenten größere Alkoholmengen konsumiert werden.